Ich war jetzt fast versucht, Wesley anzuklicken, aber dann wäre ich hier wahrscheinlich exkommuniziert worden
.
Nein, nicht unbedingt.

Wesley scheitert meiner Meinung nach an der Umsetzung, die Idee ist nämlich gar nicht so schlecht: erstens ein Kind und die ganz alltägliche Mutter-Sohn-Beziehung zwischen als Ausgleich zum militärischen Sternenflotten-Gehabe à la Picard und SciFi-Technobabble als Identifikationsfaktor für das Publikum (das habt Ihr alle ja schon angesprochen), zweitens sozusagen der Gegenpol zum Gejammer über die "Jugend von Heute" und im krassen Gegensatz zu ebendieser Jugend, die (denkt nur an die Zeit in der TNG entstanden ist!) von Parolen wie "no future" und "we don't need no education" geprägt waren und – so das gängige Klischee – nix als Drogen und Party und sonstigen Blödsinn im Kopf haben.
Nur leider sind entweder Roddenberrys Utopie oder die Macher der Serie mit Wesley komplett über's Ziel hinausgeschossen und haben somit eine Parodie seiner selbst erschaffen, die einfach nur hassenswert ist. Stichwort: weiß alles besser als die ausgebildeten Offiziere und tut so als wäre die Enterprise seins, und der offenbar in dem Zusammenhang völlig verblendete Captain der angeblich Kinder ach so sehr hasst aber genau dieses nicht lässt ihn einfach mal drauflosspielen weil er ja ach so ein Genie ist – geht's noch?! Wäre ja grundsätzlich auch möglich gewesen, aber dann hätten sie das nicht so unkritisch und unkommentiert lassen sollen, sondern z.B. auch thematisieren wie schwierig es ist als "Wunderkind" aufzuwachsen (à la "Das Wunderkind Tate", "Good Will Hunting", "Magnolia" o.ä.)
Ironischerweise hätte ich Wesley wahrscheinlich sogar gemocht, hätte ich die Serie als Kind angesehen – ich war selbst ein einsames siebengescheites Kind das allzu oft als Streber ausgelacht wurde und mitten im Teenage Weltschmerz hätte ich mir wohl gewünscht von meiner Umgebung so respektiert zu werden wie Wesley. Aber mit ein paar Jahren Abstand sieht man das auch etwas anders ...

Die anderen Kinder im Star Trek Universum sind jedenfalls wesentlich besser und vor allem realistischer gelungen als Wesley, da haben sie die Balance gefunden zwischen intelligent-interessiert-verantwortungsvoll und eben noch ganz normal kindlich.
Wil Wheaton mag ich übrigens sehr gern. Ohne lächerliche Pullover sogar noch lieber.


Gespeichert
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