Na, dann frage ich mal ganz kühn (
) zurück, wo denn der Unterschied besteht, eine in der Serie vorkommende Szene/Handlung in einer FF weiterzuverfolgen und sich mehr entwickeln zu lassen und Charaktere zu nehmen und sie sich weiterentwickeln zu lassen.
Weiterentwickeln und "sinnvoll" weiterentwickeln (in dem Sinne, dass es "nachvollziehbar" noch dieselben Charaktere sind) sind für mich zwei paar Schuhe.
Um bei dem Beispiel mit dem Borwürfel-Föderations-Trägerschiff zu bleiben: Auch das ist im weitesten Sinne eine Weiterentwicklung dessen, was der Canon hergibt. Aber sinnvoll, oder gar nachvollziehbar...??
Ähnlich empfinde ich, wenn ein (bekanntermaßen) Schürzenjäger wie Kirk mit einem emotional unterkühlten Halbvulkanier (Spock) als Liebespaar zusammengespannt wird. Weiterentwicklung ja, aber (in schriftstellerischem Sinne) wirklich sinnvoll oder nachvollziehbar? Na, ich weiß nicht...

In der Serie wurde ja dann beides nicht weiter verfolgt und überlässt dem Autor die Weiterentwicklung. Ich geb mal ein profanes Beispiel: Tausendgrilliarden Leuten hat das Ende von VOY nicht gepasst, also haben sie das Ende weitergeschrieben. Oft mit dem kleinen, für viele Leute Pflichtdingsi, dass Janeway und Chakotay nun doch noch zusammenkommen.
Das finde ich auch weit weniger schräg, als obige Beispiele.
Wenn man also dieses Pairing nimmt - ist das ebenfalls etwas, was in der Serie nicht gezeigt wird. Genauso, wie die Bashir/Garak Sache nicht gezeigt wurde. Verdreht man also die Charaktere dadurch? Ich glaube ja nicht.
Das sehe ich etwas anders.
Bei J/C ist es ja nun so, dass im Canon gezeigt, bzw. verdeutlicht wird, dass sich Janeway für Beziehungen mit Männern interessiert und Chakotay für Beziehungen mit Damen. Da werden die Charaktere nicht verdreht, wenn statt C/7of9 am Ende J/C zusammenkommen.
Anders sieht es aus, wenn ein Julian Bashir, der ebenfalls ein ums andere Mal mit Frauen anbandelt dann plötzlich das Geschlecht wechselt, ohne, dass der Canon das auch nur ansatzweise hergibt.
Was auch nie gezeigt wurde ist, dass sich besagte Charaktere selbst in den Kopf schießen, aber nach deiner Definition ist nicht ausgeschlossen, dass es sich in allen Fällen um potenzielle Selbstmörder handelt. Zugegeben, dieses Beispiel ist krass, aber nicht weniger schlüssig. Ich vermute aber, du würdest es dennoch als absoluten Nonsens bezeichnen - und genau da würde ich gerne wissen, warum? Denn grundsätzlich ist bei diesem Beispiel die Argumentation dieselbe.
Ist das nicht ein wenig schwarz-weiss? Ich sehe nicht, wie eine Weiterentwicklung bzw. ab einem bestimmten Punkt in der Serie andere Entwicklung den Charakter einer Figur verändern sollte. Das beides geht nicht zwingend Hand in Hand. Sprich: Ob Julian nun nach dem Abend im Replimat Ezris Quartier aufsucht und dort Julian ist, oder ob er Garaks Quartier aufsucht und Julian ist - es macht doch den Charakter (der noch so viel mehr ist, als seine romantisch-sexuelle Präferenz) nicht kaputt.
Würde die Vorlage das auch so hergeben, dann würde ich dagegen rein gar nichts haben.
Der Punkt für mich ist hier: Dieses Umdrehen der sexuellen Ausrichtung der FF-Charaktere geschieht fast nie zugunsten eines Plots, sondern (das wage ich offen zu sagen, ohne das als Kritik verstanden haben zu wollen) zugunsten des (gelinde gesagt) romantischen Kopfkinos beim Schreiben/Lesen einer solchen Geschichte, in der Charaktere (für mich persönlich nicht glaubwürdig) so abgeändert werden.
Ich denke, die Kunst liegt eher darin, die Charaktere was-auch-immer tun oder eben nicht tun zu lassen und dabei trotzdem ihr Wesen glaubhaft rüberzubringen. Da ist es total egal, ob der Sisko nun zum Dominion überwechselt und sich ne Pottschnitt-Haartransplantation machen lässt - solange ich den Sisko darin erkenne und seine Handlungsweise sisko-esk nachvollziehen kann.
Und da haben wir den Punkt (und das war in diesem Thread ja auch die Frage) auf den es mir bei einer FF ankommt.
Ein EC sollte für mich glaubhaft bleiben. Das schließt Weiterentwicklungen nicht aus. Glaubhafte Weiterentwicklungen. Ich selbst habe mir auch schon Einiges anhören müssen, weil ich einem Charakter hier und da (und ich habe bisher noch keinen Charakter auch nur ansatzweise um 180 Grad umgedreht) eine klitzekleine Facette hinzugefügt habe.
Klar gibt es auch diese Leser - diejenigen, die sich schon aufregen, wenn ein Charakter sich die Haare länger wachsen lässt, oder sich den Bart abrasiert. Zu diesen Leuten gehöre ich nicht. Ganz im Gegenteil, ich mag es, wenn ich eine Weiterentwicklung bei canonischen Charakteren zu lesen bekommen. Einer, der das fett drauf hat, wäre für mich MFB. Da fühlen sich die EC´s trotz Weiterentwicklung (und manchmal gerade wegen derselben) irgendwie richtig an. So, als wären sie es tatsächlich.
Da stimme ich bedingt zu. Allerdings denke ich dabei eher an solche Sachen wie teenagerhafte Captains und -um das Beispiel mit dem Sisko nochmal zu nehmen - wenn seine Handlungsweise und Motivation für die Haartransplantation total hanebüchen ist und nicht zum Sisko passt, sondern völlig ooc ist.
Ich sehe in einer neuen Äußerlichkeit weit weniger eine Verdrehen der grundsätzlichen Gesinnung eines Charakters, als wenn Jemand seine sexuelle Grundausrichtung neu "einnordet".
Der Punkt, der mir dabei am meisten quer geht: Ich bekommen vom Autor (in den meisten solchen Fällen aber wohl eher der Autorin) keine Erklärung für diesen doch nicht ganz unerheblichen Wandel. Dabei wäre das so schnell erklärt. Einfach mal nebenbei erwähnt, dass der Zug zu Männern auch schon in der Jugendzeit vorhanden war, das Ganze aber zwischenzeitlich einschlief und erst durch ein bestimmtes Ereignis, bzw. durch das nähere Kennenlernen einer bestimmten Person, wieder voll durchbrach. Das bekommt man aber nicht, weil die FF-Autoren das gar nicht für nötig halten.

Innerhalb einer reinen Slash-Geschichte ist´s vermutlich eh wurscht - würde aber beispielsweise ein Bashir innerhalb einer (z.B.) Abenteuerserie eine solche Entwicklung nehmen, dann würde ich schon zumindest eine solche Minimalerklärung erwarten um es am Ende zu "kaufen"...
auf das "IMO" kommt es an 
Darum steht es da.
Und ich denke, es gibt natürlich viele Leute, die das ebenso sehen wie du. Aber dann gibt es auch wiederum viele Leute, die genau diese Motivation zum Lesen haben, weil sie Shipping lesen wollen und bei denen das im Vordergrund steht. Die Bandbreite an Lesern ist doch riesig.
Und das soll auch so sein.
Ich will auch keinem/keiner etwas wegnehmen, oder behaupten, diese oder jene Richtung sei schlecht.
Doch es geht hier um die Frage: Was für mich FF ausmacht? Und da frage ich dann halt auch mal nach.
Seh ich ebenso, muss aber die Handlung für gegeben sein.
Konsens.
Und das liegt ja wieder im Auge des Betrachters. Es gibt soooo viele OCs, die "neu" dazu kommen, aber wie sie eingebaut werden und wofür, ist ja auch vielseitig. Das kann der neue erste Offizier sein, in einer Geschichte, bei der es um Positionen und derartig relevante Missionen geht, oder eben der vulkanische Popcornverkäufer im Schnulzenkino bei einer Shippinggeschichte. Es ist eben vielfältig.
Ich finde es richtig gut, dass es diese Vielfalt gibt.
Ich auch.
Mir ist bewusst, dass es manchmal so erscheinen mag, als würde ich gerade Slash generell verteufeln. Das ist nicht der Fall, ich frage mich nur, warum man dafür unbedingt Charaktere verbiegen muss, statt selbst welche zu schaffen?
Klar drängt sich dabei auch eine vordergründige Antwort auf. Eben dass der Autor/die Autorin bzw. der Leser/die Leserin dabei genau das Gesicht des entsprechenden Schauspielers vor Augen haben will. Was ich in Frage stelle ist dabei: Kommt es da wirklich noch auf den "Charakter" der Serie an, oder rein auf die Erscheinung des jeweiligen Schauspielers?
Rein gefühlsmäßig tendiere ich dazu, eher Letzteres zu vermuten.